Was sind Hotspots bei Coils? Ursachen, Erkennen & Beseitigen (mit Praxis-Anleitung)

Wer selbst wickelt oder Fertigwicklungen in einem RTA/RDA einsetzt, stolpert früher oder später über das Thema „Hotspots“. Ein Hotspot ist ein Bereich der Heizwicklung, der deutlich heißer wird als der Rest. Die Folge: ungleichmäßige Verdampfung, kokeliger Beigeschmack, schnell verkohlende Watte – im schlimmsten Fall sogar ein durchgebrannter Coil. Die gute Nachricht: Mit etwas Hintergrundwissen und einer sauberen Routine bekommst du Hotspots zuverlässig in den Griff.

In diesem Leitfaden erfährst du:

  • Was Hotspots sind und warum sie entstehen
  • Wie du sie erkennst (auch ohne „Dauerfeuer“)
  • Schritt-für-Schritt, wie du Hotspots entfernst (Strumming, Pinching, Spacing)
  • Welche Rolle Drahtmaterial, Coil-Typ, Leistung, Airflow und Watte spielen
  • Typische Fehlerbilder – und wie du sie dauerhaft vermeidest

1) Was genau ist ein Hotspot?

Unter einem Hotspot versteht man eine lokal überhitzte Stelle in der Coil, die früher und stärker glüht als der Rest der Wicklung. Dadurch wird das anliegende Liquid überproportional schnell verdampft, die Watte trocknet an dieser Stelle aus und kann verkohlen. Das Ergebnis merkst du sofort: kratziger, metallischer oder verbrannter Geschmack, ungleichmäßiger Dampf, teils lautes Knistern/„Poppen“.

Merke: Eine gute Coil glüht gleichmäßig von innen nach außen (bei Kontaktwicklungen). Glüht sie zuerst an den Enden, an einer Windung oder punktuell stark auf, liegt ein Hotspot vor.


2) Warum entstehen Hotspots? (Hauptursachen)

a) Ungleichmäßiger Kontakt zwischen den Windungen

  • Zu fest/zu locker gewickelt, Windungen überkreuzen sich, Mikro-Spalte zwischen einzelnen Windungen
  • Kontaktwicklungen ohne Nacharbeit glühen häufig ungleichmäßig

b) Produktionsrückstände / Oxide auf dem Draht

  • Öle, Abrieb, Oxidationsschichten erhöhen lokal den Widerstand → Hotspot

c) Unsaubere Befestigung an den Posts

  • Eine Coil-Schraube packt gut, die andere nicht → Spannung fällt ungleich ab
  • Beinchen haben unterschiedliche Längen, sind gequetscht oder halb gebrochen

d) Drahttyp & Bauform

  • Komplexe Drähte (Clapton, Alien, Fused) haben viele Kontaktflächen → eher Hotspots, wenn schlecht ausgerichtet
  • Sehr dünner Runddraht verzeiht mehr, neigt aber bei zu hartem Pinchen zum Verziehen

e) Falsche Leistung beim Dry Burn

  • Zu hohe Wattzahl beim Ausglühen → einzelne Bereiche glühen brutal auf, Watte/Coil leiden später schneller

f) Mesh-Sonderfall

  • Klassische „Hotspots“ im Sinne punktueller Überhitzung sind bei Mesh-Strips seltener, ABER: trockene Wattekante oder Hohlraum unter dem Mesh erzeugt Brandflecken und „Hot-Edges“.

3) Hotspots erkennen – ohne Watte zerstören

Sicherer Dry-Burn-Check (ohne Watte):

  1. Coil montieren, Beinchen gleich lang, fest verschrauben
  2. Niedrige Leistung einstellen (z. B. 10–15 W bei MTL, 15–25 W bei DL)
  3. Kurze Pulse: 0,5–1 Sekunde feuern, loslassen, beobachten
  4. Coil soll ruhig und homogen von innen nach außen glühen
  5. Leuchtet eine Stelle heller/früher → Hotspot

Indirekte Hinweise mit Watte:

  • Kokelgeschmack bei moderater Leistung
  • Dunkler „Burn-Spot“ in der Watte, stets an derselben Stelle
  • Sehr schnelles Altern der Watte/Coil, trotz korrekter Leistung

4) Hotspots entfernen – die drei bewährten Methoden

Methode A: Strumming (Streichen)

  • Mit einer Keramikpinzette oder kleinen Drahtbürste die Wicklung sanft über die Windungen streichen, während sie nur leicht glüht (Pulse!).
  • Ziel: Mikrokontakte verbessern, Spannungen lösen.
  • Vorteile: Schonend, besonders gut für Claptons/Alien.

Methode B: Pinching (Zusammendrücken)

  • Coil leicht aufglühen lassen (Pulse), dann die Wicklung sanft zusammendrücken (Keramikpinzette!).
  • Mehrfach wiederholen, bis das Glühbild harmonisch wird.
  • Achtung: Nur mit Keramikpinzette im glühenden Zustand – Metallpinzetten verursachen Kurzschluss.

Methode C: Spacing (Abstandswindung)

  • Für hartnäckige Fälle: Windungen gleichmäßig auf minimalen Abstand ziehen (keine Kontaktwicklung mehr).
  • Spaced Coils glühen oft von Haus aus gleichmäßiger und sind Hotspot-unanfälliger.
  • Geschmack minimal anders, oft sehr stabil im Alltag.

Pro-Tipp: Häufig ist eine Kombination aus Strumming + Pinching bei moderater Leistung die schnellste Lösung.


5) Schritt-für-Schritt-Routine (Checkliste)

  1. Vorbereitung
    • Draht grob entfetten (optional, Hände sauber)
    • Coil wickeln (Innendurchmesser passend: MTL ca. 2,0–2,5 mm, RDL/DL 2,5–3,5 mm)
  2. Montage
    • Beinchen gleich lang kürzen, sauber festziehen
    • Coil zentrieren: Parallel zu den Airflow-Ports, nicht zu hoch/zu tief
  3. Erster Dry Burn (ohne Watte!)
    • Niedrige Wattzahl, kurze Pulse
    • Beobachten: Glüht sie innen-nach-außen?
  4. Hotspots entfernen
    • Strumming (sanft), Pinching (mit Keramik)
    • Ggf. Spacing, wenn hartnäckig
  5. Abkühlen
    • Coil kurz abkühlen lassen (keine glühende Coil bewatten)
  6. Watte einziehen
    • Leichter Widerstand („Snug fit“), nicht stopfen
    • Enden fluffen, in die Liquidkanäle ohne Kompression legen
  7. Priming
    • Watte mit Liquid benetzen, Tank befüllen, 5–10 Minuten ruhen lassen
  8. Feinabstimmung
    • Mit unterer Wattgrenze starten, Geschmack/Temperatur und Airflow anpassen
    • Keine Gewalt: Wenn es knistert/kokelt → einen Schritt zurück (Watt runter / Airflow anpassen)

6) Drahtmaterialien & Coil-Typen – Einfluss auf Hotspots

Kanthal (A1):

  • Klassiker, stabil, günstig, gutmütig beim Ausglühen
  • Eher unkompliziert bei Kontaktwicklungen

Ni80 (Nichrom):

  • Sehr schneller Anstieg, geschmacklich beliebt
  • Tendenziell eher Hotspots bei grober Montage, dafür super Reaktion bei Strumming/Pinching

Edelstahl (SS316/SS316L):

  • Für TC/Temp-Control geeignet, sehr vielseitig
  • Beim Dry Burn etwas sachter arbeiten, nicht knallheiß glühen lassen

Komplexe Drähte (Clapton, Fused, Alien):

  • Fantastischer Geschmack, große Oberfläche
  • Mehr Hotspot-Potenzial, unbedingt gründlich strummen/pinchen
  • Bei Alien/Multicore: noch penibler beim Ausrichten

Mesh (RTA/RDTA/RDA-Strips):

  • Gleichmäßige Fläche statt Windungen → klassischer Hotspot selten
  • Kritisch sind Wattekontakt & Spannung: Hohlräume → „Hot-Edges“/Brandstellen
  • Lösung: Watte gleichmäßig, nicht zu locker, leicht „gekuppelt“ unter das Mesh drücken; gleichmäßige Spannung der Klemmen

7) Leistung, Airflow & Temperatur – der Dreiklang gegen Hotspots

  • Leistung (Watt/Volt): Zu hoch → jede Schwäche wird zum Hotspot; zum Ausglühen immer niedrig starten.
  • Airflow: Zu wenig Luft = lokale Überhitzung; stelle Airflow passend zum Zugstil ein (MTL enger, DL offener).
  • TC-Modus (Temperaturkontrolle): Mit SS sinnvoll: verhindert Überhitzen und deckt Fehler (schlechter Nachfluss/Hotspot) früh auf.

8) Wicken ohne Hotspots – so passt die Watte

  • Menge: Watte muss mit leichtem Widerstand durch die Coil, nicht klemmen, nicht lose baumeln
  • Kämme die Enden (fluffen), damit Liquid gleichmäßig nachfließt
  • Kanäle nur füllen, nicht stopfen – zu dichter Watte-„Pfropf“ erzeugt Nachflussprobleme → Überhitzung
  • Priming ist Pflicht: Trockene Watte = Brandbeschleuniger für Hotspots

9) Typische Fehlerbilder & schnelle Lösungen

  • Glüht zuerst außen/bei den Pfosten: Beinchen unterschiedlich fest → nachziehen, Coil neu ausrichten
  • Helles Punktglühen mitten in der Wicklung: Strumming/Pinching, ggf. Spacing
  • Kokel trotz schönem Glühbild: Watte zu stramm, Liquid zu zäh (VG-lastig) oder Wattzahl zu hoch → anpassen
  • Mesh-Brandkante: Watte unter dem Rand zu dünn → Wattemenge/Andruck erhöhen, Klemmen gleichmäßig anziehen

10) Sicherheit & Werkzeug

  • Keramikpinzette (Pflicht für Pinching im Glühzustand)
  • Coil-Jig/Schraubendreher in passender Stärke (2–3,5 mm)
  • Seitenschneider mit sauberem Schnitt für Beinchen
  • Ohm-Check (Mod/Tab) – nach Montage immer Widerstand prüfen
  • Keine Dauerglühorgien – kurze Pulse, damit du den Draht nicht spröde brennst

11) FAQ – kurz & knackig

Muss ich jede Coil ausglühen?
Bei Selbstwicklungen ja (ohne Watte), um Hotspots zu finden. Fertigcoils werden nicht ausgeglüht – hier sorgt Priming/Einziehen lassen für Schutz.

Spaced oder Kontaktwicklung – was ist besser?
Spaced ist Hotspot-unanfälliger und sehr alltagstauglich. Kontakt kann minimal mehr Punch liefern, braucht aber gründliche Nacharbeit.

Warum kokelt’s trotz perfekter Coil?
Meist Watte/Nachfluss/Leistung. Wenn Liquid nicht nachkommt, entsteht lokal Hitze = Hotspot-Effekt auf der Watte.

Hilft TC gegen Hotspots?
TC verhindert Überhitzung – ersetzt aber keine saubere Coil/Watte-Arbeit. Gute Ergänzung, kein Allheilmittel.


12) Zusammenfassung (Takeaways)

  • Hotspots = lokale Überhitzung durch ungleichmäßige Kontakte/Spannungen
  • Erkennen per niedrigem Dry Burn: gleichmäßiges innen-nach-außen-Glühen ist das Ziel
  • Beseitigen mit Strumming, Pinching, Spacing – immer moderate Watt
  • Watte & Airflow sauber abstimmen, primen nicht vergessen
  • Draht/Coil-Typ beachten: Komplexe Drähte brauchen mehr Feingefühl, Mesh erfordert perfekten Wattekontakt

Kurzantwort

Hotspots sind lokale Überhitzungen in der Wicklung. Du erkennst sie beim Puls-Test am ungleichmäßigen Glühen (Enden glühen zuerst, einzelne helle Punkte) – oder im Betrieb an Kratzen, Dry-Hits, Metallgeschmack. Fix: Bei Draht/Clapton niedrig pulsen & streichen/quetschen, bis die Coil von innen nach außen gleichmäßig glüht. Bei Mesh: nicht trocken glühen – Form prüfen, Watte satt & plan anlegen, ggf. neu bewatten.

Sicherheit: Immer auf einem geregelten Mod testen, Akkuzustand prüfen, keine beschädigten Coils nutzen.

Typische Hotspot-Symptome (vor & während des Dampfens)

Beim Trocken-Test

  • Glüht außen zuerst statt von innen nach außen.
  • Helle Punkte oder unruhiges „Flackern“ einzelner Windungen.
  • Ohmwert springt oder driftet stark beim leichten Antippen.

Im Betrieb

  • Kratzen/Metallgeschmack trotz nasser Watte.
  • Dry-Hits bei normalen Zügen.
  • Ungleichmäßiger Dampf, „Pfeifen“/Knistern nur an einer Stelle.

Draht/Clapton (RTA/RDA): Hotspots sicher entfernen

  1. Niedrig pulsen: 10–15 W (oder ~2,7–3,2 V bei Mech-Test nicht empfohlen). Nur kurze Pulse; kein Dauer-Glühen.
  2. Innen → außen: Ziel ist gleichmäßiges Glühen von der Mitte zu den Enden.
  3. Streichen/Quetschen: Mit Keramikpinzette (nicht leitend!) über die Windungen streichen und sanft zusammenquetschen. Bei Spaced Coils: Abstände mit Coil-Rod gleichmäßig ziehen.
  4. Schrauben prüfen: Post-Schrauben nachziehen; lose Beinchen verursachen Hotspots & Ohmsprünge.
  5. Abkühlen lassen, bewatten: Erst dann Watte „buttrig stramm“ durchziehen, Enden ausdünnen, Kanäle locker füllen.
  6. Priming & Einfahren: Liquid auf Watte/Coil, kurz einwirken lassen; mit ~70 % Ziel-Watt starten, in kleinen Schritten anheben.
Kontakt-Coils (eng) → streichen/quetschen; Spaced-Coils → meist nur ausrichten, wenig Puls nötig. Claptons glühen träge – Geduld & kurze Pulse.

Mesh (RTA/RDTA/Brücken): so vermeidest du Hotspots

Vorbereitung

  • Nicht trocken glühen. Mesh nur kurz auf Sitz/Form prüfen (ohne Rotglut).
  • Richtige Rundung: Mit der beiliegenden Jig biegen, damit die Auflage plan zur Watte ist.
  • Watte satt & flächig unter dem Mesh, keine Hohlräume/Kanäle → sonst Hotspot & Durchbrennen.

Bewatten & Start

  • Watte gut primen (auch seitliche Bereiche); Tank füllen, einwirken lassen.
  • Niedrige Leistung starten (unterer Range), kurze Züge, Pausen 15–30 s.
  • Bei „Hotspot-Gefühl“: Watte prüfen, ggf. neu bewatten – kein Trocken-Glühen zur Korrektur!

Mesh reagiert empfindlich auf Luftspalte. Lieber etwas mehr Watte – aber nicht gequetscht.

Sichere Richtwerte & Tools

Setup Typische Ohm Startleistung zum Test Hinweis
MTL Single (Draht) 0,9–1,2 Ω 8–12 W Kurz pulsen, streichen/quetschen
RDL Single (Clapton) 0,4–0,7 Ω 12–18 W Trägere Reaktion → Geduld
DL Dual (Clapton) 0,10–0,20 Ω 15–25 W Sehr kurze Pulse, Schrauben prüfen
Mesh RTA/RDTA 0,10–0,20 Ω kein Dryburn Form, Watteauflage, Priming

Werkzeug-Check

  • Keramikpinzette (nicht leitend), Coil-Rod/Jig, Seitenschneider.
  • Wattekamm/Pinzette zum Ausdünnen, kleine Bürste (Oxid/Staub).
  • Geregelter Mod mit zuverlässiger Ohm-Anzeige.

Sicherheits-Notizen

  • Keine glühend roten Coils. Kurze Pulse genügen.
  • Ohmwert sollte stabil sein; bei Sprüngen: Schrauben/Beinchen/Hotspots prüfen.
  • Nach dem Ausrichten abkühlen lassen, dann erst bewatten.

Symptome → Ursache → Lösung

Symptom Wahrscheinliche Ursache Schneller Fix Vorbeugung
Außen glüht zuerst Kontaktcoil ungleichmäßig, Beinchen-Spannung Niedrig pulsen, streichen/quetschen, Schrauben nachziehen Windungen sauber ausrichten, gleicher Zug am Coil-Rod
Einzelne helle Punkte Hotspot durch Mikrospalt/Schmutz Leicht bürsten/streichen, erneut pulsen Coil vor Einbau kurz reinigen/ausglühen (Draht)
Ohm springt Lose Schraube, Beinchen bricht, Kurzschluss zum Deck Schrauben fest, Beinchen neu klemmen/abknipsen Beinchen auf gleicher Höhe, keine Berührung mit Cap
Dry-Hits trotz nasser Watte Hotspot, Mesh-Luftspalt, Watte zu locker Mesh neu bewatten (satt), Draht-Coil neu ausrichten Sorgfältiges Priming, Watte flächig anliegen lassen
Metallischer Geschmack Überhitzt/Hotspot, Drahtreste/Öle Coil reinigen, neu streichen/ausrichten, moderates Watt Kurz vorreinigen, keine Dauerglühphasen

FAQ: Hotspots